Wunden des Krieges mahnen zum Frieden

Coventry in den West Midlands von England ist eine Industriestadt mit ca.300.000 Einwohnern. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass die Stadt 1043 durch die Gründung der Benediktinerabtei durch Leofric, Earl von Mercia, entstanden ist. Am 14. November 1940 flog die deutsche Luftwaffe einen schweren strategischen Bombenangriff auf Coventry mit dem Decknamen Unternehmen Mondscheinsonate. Dieser Angriff galt in erster Linie den im Stadtzentrum gelegenen Rolls-Royce-Flugzeugmotorenwerken, aber auch zahlreichen kleineren Rüstungsbetrieben, die Panzer und Infanteriewaffen produzierten. Ziel des Angriffes war es, die Produktionsstätten von Flugzeugmotoren zu zerstören und so einen Beitrag zur Erringung der Luftherrschaft über Südengland zu leisten, wobei in Kauf genommen wurde, dass auch Wohngebiete und Kulturgüter in erheblichen Ausmaß getroffen würden. Bei dem Angriff wurde neben großen Teilen der Stadt auch die mittelalterliche Kathedrale von Coventry zerstört. 568 Menschen wurden durch diesen Angriff getötet, 4330 Häuser zerstört. Damit war der Angriff jener, der die meisten Todesopfer aller deutschen Luftangriffe in England gefordert hat. 75 % der Industrie in Coventry wurden beschädigt und zerstört. Als Antwort auf diesen Angriff intensivierte die Royal Air Force ihre Flächenbombardements auf deutsche Städte. Am 8. April 1941 wurde Coventry abermals Ziel der deutschen Luftwaffe, womit die Gesamtanzahl der Opfer auf 1236 Tote und 1746 Verletzte stieg.

Trotz der großen Zerstörungen in der Stadt rief der damalige Propst der Kathedrale, R. T. Howard in einer von der BBC direkt aus den Ruinen der Kathedrale übertragenen Weihnachtsmesse zur Versöhnung und der Verbannung jeglicher Hass- und Rachegedanken auf. Diese Einstellung führte 1959 auch zur ersten Städtepartnerschaft mit Dresden, als Verbindung zweier von Luftangriffen schwer gezeichneter Städte.

Altar im Chor der zerbombten Kathedrale

Nach dem Angriff wurde aus Zimmermannsnägeln, die die mittelalterlichen Deckenbalken der Kathedrale zusammengehalten hatten, das Nagelkreuz zusammengefügt. Es steht heute auf dem Altar der neuen Kathedrale und gilt als Zeichen der Versöhnung und des Friedens. Weitere Nagelkreuze befinden sich in über 160 Kirchengemeinden weltweit, die zusammen die Nagelkreuzgemeinschaft bilden.

Nagelkreuz von Coventry

Die Ruinen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kathedrale von Coventry wurden nach dem Krieg als Gedenkstätte erhalten. In unmittelbarer Nähe wurde die neue Kathedrale der Stadt errichtet.  (Quelle: Wikipedia)

Ruine der gothischen Kathedrale und Neubau

Den von Coventry ausgehenden Versöhnungs- und Friedensruf greift auch der Gedenkstein im Paradies des Paulusdoms in Münster auf.

Stein aus Coventry im Dom zu Münster